Ungleichheit und Prekarität in der Gig-Economy

Veranstaltungsort: Campus der Universität Wien („Altes AKH“), Festivalzelt in Hof 1
Lage des Zelts: https://goo.gl/maps/8FjYQNtdnaUiKCcs6
Eintritt frei
Eine Vorabanmeldung ist nur zur Online-Teilnahme über ZOOM erforderlich.

Roundtable-Diskussion mit Christian Berger (Arbeiterkammer), Johanna Neuhauser (Universität Wien) und Adele Siegl (Riders collective). Moderation: Goran Music (Universität Wien)

Die Covid-19-Pandemie hat die Öffentlichkeit für die Bedeutung von plattformvermittelten Arbeitskräften sensibilisiert, sie hat aber auch die Frage nach neuen Formen der Prekarität und Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt im Zusammenhang mit digitalen Technologien aufgeworfen. Ob Transport-, Reinigungs- oder Lieferdienste – immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor werden in Österreich über Apps nach dem Prinzip der „Gig-Economy“ vermittelt. App-basierte Arbeit ist nur die jüngste Iteration in der tiefgreifenden Transformation der Arbeit im Kapitalismus, die durch die Krise des Fordismus in den späten 1960er Jahren eingeleitet wurde. Die „Gig -Economy“" mache im Vergleich zu arbeitsplatzgebundenen Jobs, so heißt es, die Arbeitnehmer autonomer bei der Aufteilung der Zeit zwischen Arbeit und Freizeit. Dennoch genießen Gigworker weniger individuelle und kollektive Rechte als traditionelle Lohnarbeiter*innen.

Anstelle von mehr persönlicher Freiheit und Unternehmergeist für die Arbeitnehmer*innen führt der Algorithmus mehr Kontrolle über die Arbeit ein und verlangt längere Arbeitszeiten, um den erwarteten Lohn einzunehmen. Diese Roundtable-Diskussion befasst sich mit den Arbeitsbedingungen für plattformbasierte Arbeit in Österreich. Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen kommen bei unserem Festival zusammen, um theoretische und praktische Einsichten in die von Apps kontrollierte Arbeitswelt zu liefern. Die Teilnehmer*innen werden die Besonderheiten von Beschäftigungsmodellen der Plattformarbeit in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern aufzeigen, die räumlichen, geschlechtsspezifischen und aufenthaltsrechtlichen Ungleichheiten thematisieren, die diesen Geschäftsmodellen innewohnen, und Initiativen zur kollektiven Organisation der Arbeiter*innen diskutieren. Schließlich wird das Panel die Frage nach den Grenzen einer weiteren „Plattformisierung“ der Arbeit in Österreich stellen, sei es aufgrund struktureller Anforderungen des Kapitals, der Arbeitsgesetzgebung oder des Widerstands von unten.

Christian Berger ist Sozioökonom und Rechtswissenschaftler. Er ist Referent in der wirtschaftspolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Wien mit den Schwerpunkten Industrie- und Wettbewerbspolitik und den Auswirkungen des digitalen Wandels auf Arbeit, Gender und Gesellschaft. Er ist außerdem Lektor u.a. an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).

Johanna Neuhauser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post-Doc) am Institut für Soziologie der Universität Wien. Sie forscht zu Arbeit & Migration, Prekarität und sozialer Ungleichheit.

Adele Siegl gründete 2017 mit ihren Kolleg:innen den ersten Betriebsrat bei foodora und in einem Plattformunternehmen, und ist seither Vorsitzende. Sie ist auch Mitbegründerin des Riders Collective, einer Gewerkschaftsinitiative des ÖGBs, die sich besonders auf Radbot:innen in der Plattformökonomie fokussiert, und auch den weltweit ersten Kollektivvertrag für Radbot:innen verhandelt hat.

Goran Music ist Sozialhistoriker und beschäftigt sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Arbeit in Ostmittel- und Osteuropa. Nach seinem PhD am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz war er an der Universität Graz, der Central European University und der Universität Wien beschäftigt. Er ist Autor von Making and Breaking the Yugoslav Working Class: A Story of Two Self-Managed Factories (CEU Press). Aktuell leitet er ein vom FWF finanziertes Forschungsprojekt mit dem Titel “A Socialist Workplace in Postcolonial Africa: A Connected History of the Yugoslav Workforce in Zambia”.

 

 

 

 

 

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