„Ostöffnung“ als Chiffre von Mobilisierung

Veranstaltungsort: Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte (2Q-EG-27), Spitalgasse 2, Campus der Universität Wien, Hof 3.2

Wenn in Österreich von 1989 und den Folgen die Rede war, wurde und wird oft von der „Ostöffnung“ gesprochen. Das Wort bezeichnet zum einen die neue Zugänglichkeit ehemals sozialistischer Länder für Exporte und Direktinvestitionen westlicher und insbesondere österreichischer Unternehmen – also eine Mobilisierung von Waren und Kapital sowie von Eliten, die beides steuern. Zum anderen benannte die „Ostöffnung“ eine Mobilisierung von konsumierenden und arbeitenden Menschen. Insgesamt diente die „Ostöffnung“ als Chiffre, um einen regionalen Einstieg in Prozesse zu bezeichnen, die ab den späten 1990er-Jahren als „Globalisierung“ gefasst wurden.

Die „Ostöffnung“ bindet die Diskussion intensivierter Finanz- und Warenströme sowie die Mobilisierung von Menschen an einen Wendepunkt europäischer Geschichte und spannt diesen in einen selbstbezogenen Diskurs der österreichischen Nation ein: Die imperiale Projektion österreichischen Kapitals und österreichischer Eliten nach außen trug zu ihrer Erhöhung bei, eine Durchlässigkeit in die andere Richtung, für Menschen aus dem ‚Osten' wurde oft als Gefährdung verhandelt.

Oliver Kühschelm ist Wirtschafts- und Sozialhistoriker. Er leitet das Institut für Geschichte des ländlichen Raumes in St. Pölten, forscht zu Migration, Bürgertum/Mittelklassen, Unternehmen, Konsumieren und Werbung/Propaganda.

Publikationen:

Geflohen und geblieben. Jüdische Österreicher*innen in Uruguay

(Wien 2023: Böhlau), www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/geschichte/geschichte-des-20.-jahrhunderts/58593/geflohen-und-geblieben.

Einkaufen als nationale Verpflichtung. Zur Genealogie nationaler Ökonomien in Österreich und der Schweiz, 1920–1980 (Berlin/Boston 2022: de Gruyter), https://doi.org/10.1515/9783110701111.

Hg. (mit Elisabeth Loinig, Willibald Rosner und Stefan Eminger:) Niederösterreich im 19. Jahrhundert (St. Pölten: NÖ Institut für Landeskunde), Bd. 1: Herrschaft und Wirtschaft. Eine Regionalgeschichte sozialer Macht, doi.org/10.52035/noil.2021.19jh01; Bd. 2: Gesellschaft und Gemeinschaft. Eine Regionalgeschichte der Modernedoi.org/10.52035/noil.2021.19jh02

 

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