Roundtable: Zwischen Haltung und Zurückhaltung – Die Rolle der Humanities im öffentlichen Diskurs

Ort: Sky Lounge, Oskar-Morgenstern-Platz 1, Universität Wien

Im Rahmen des Roundtable wird, aufbauend auf die beiden Vortragspanels des Symposiums Humanität und Humanities: Herausforderungen für Wissenschaft und Kultur im Zeichen von Krieg und Krisen – Kulturerbe, Netzwerke, Kommunikation, die Perspektive auf die sich angesichts von Krieg und Krisen stellenden kommunikativen und ethischen Herausforderungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erweitert. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem Beitrag der Humanities, diesen Herausforderungen zu begegnen und den Grenzen, die sie sich dabei setzen muss oder sollte: Forschende und Lehrende beteiligen sich beobachtend und erklärend und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Einordnung von krisenhaften Entwicklungen und Ereignissen. Diese Form der Teilnahme am gesamtgesellschaftlichen Diskurs führt jedoch auch dazu, dass Expertinnen und Experten über die fach- und forschungsbasierte Analyse hinaus zu wertenden Urteilen kommen bzw. gelegentlich kommen müssen. Darüber hinaus weisen wissenschaftliche und persönliche Netzwerke naheliegende Überschneidungen auf – im Kriegs- und Katastrophenfall Hilfe zu leisten, liegt somit nahe.

Wie aber finden humanitäres Engagement und Humanities zusammen, ohne sich einen „Bias“ vorwerfen lassen zu müssen? Wo ist eine Abgrenzung zwischen wissenschaftlicher Analyse und persönlicher Meinung – manchmal auch gegen die nachvollziehbaren Reflexe der Betroffenheit – nötig? In welcher Situation dürfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler trotzdem Partei ergreifen? Wie gehen Institutionen bzw. ihre Führungskräfte mit dieser Ambivalenz um? Wie funktioniert gelungene Wissenschaftskommunikation in diesem Spannungsfeld zwischen ethischer Haltung und wissenschaftlicher Zurückhaltung und welche Rolle spielen die Sozialen Medien? Aus ukrainischer Sicht, angesichts der unmittelbaren Bedrohung erscheinen die Fragen noch dringlicher: Wie lässt sich in der akuten Extremsituation eines Krieges, dessen Auswirkungen einen Menschen unmittelbar selbst betrifft, ein Rest von wissenschaftsbasierte Distanz und Reflexion wahren? Wie funktioniert die „Neubewertung“ von Kulturerbe unter solchem Druck? Müssen manche Denkmäler – materielle wie immaterielle – zwangsläufig stürzen?

Am Roundtable nehmen teil: 

  • Judith Kohlenberger, Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin, WU Wien 
  • Irena Remestwenski, Science4Ukraine Austria/RECET 
  • Philipp Ther, RECET/Institut für Osteuropäische Geschichte
  • Franziska Davies, Historikerin, LMU München
  • Oxana Matiychuk, International Office/Zentrum Gedankendach, Univ. Czernowitz

Moderation: Florian Kührer-Wielach

 

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