Diese Veranstaltung ist Teil des RECET Festivals der Geschichts- und Sozialwissenschaften "Migration & Transformation".
Ort: Campus der Universität Wien („Altes AKH“), Festival-Zelt in Hof 1
Position des Zelts: https://goo.gl/maps/8FjYQNtdnaUiKCcs6
Volkswirtschaftlich und demographisch ist es unbestritten, dass Österreich und die EU Zuwanderung brauchen. Zugleich sind öffentliche und politische Diskurse über Migration häufig toxisch und fokussieren auf Restriktion und Abwehr. Im Spannungsfeld zwischen pragmatischen Erwägungen zu Fachkräftemigration etc. einerseits und den humanitären Imperativen der Flüchtlingspolitik andererseits vollzieht sich die Suche nach Möglichkeiten, Migration zu regulieren. Wie viel Regulierung ist in liberalen Gesellschaften und Demokratien aber möglich und um welchen Preis? Wie können die lokale, die nationale und die supranationale Ebene der Migrationsgovernance zusammenfinden? Und welche Auswirkungen hat die zunehmende Abschottung nach außen bzw. das bekannte Schlagwort von der „Festung Europa“ auf die Beziehungen zu den bereits lange ansässigen (Post)Migranten?
Die Diskussion wird moderiert von Philippp Ther (RECET).
Dr. Judith Kohlenberger ist Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und Affiliated Policy Fellow am Jacques Delors Centre Berlin. Ihre Forschungsinteressen sind Flucht und Vertreibung, Integration von Geflüchteten in europäischen Aufnahmeländern (mit Fokus auf Bildung, Gesundheit und Geschlecht) und kulturelle Krisennarrative. Sie ist Mitglied des Integrationsrats der Stadt Wien, Mitherausgeberin der Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung und Host des Podcasts Aufnahmebereit. Daneben bekleidet sie zahlreiche Vorstands- und Beiratspositionen, u.a. im Beratungszentrum für Migrant:innen, bei SOS Mitmensch, in der Schumpeter Gesellschaft Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik und der Katholischen Sozialakademie. Ihre Arbeit wurde mit dem Kurt-Rothschild-Preis und dem Anas-Schakfeh-Preis für Verdienste im Bereich der Menschenrechte, der Demokratie und der Förderung der Rechtsstaatlichkeit ausgezeichnet. Ihr Buch Das Fluchtparadox (2022) war österreichisches Wissenschaftsbuch des Jahres 2023 und für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Zuletzt von Judith Kohlenberger erscheinen: „Gegen die neue Härte“ (2024) und „Grenzen der Gewalt“ (2024).
Gerald Knaus ist Experte für internationale Politik und hat in Oxford, Brüssel und Bologna studiert. Er war Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Staatlichen Universität Czernowitz in der Ukraine und hält regelmäßig Vorträge über Südosteuropa am NATO Defence College in Rom. Er war Fellow an der Harvard Kennedy School in den USA und am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Knaus ist Gründungsvorsitzender des Thinktanks European Stability Initiative (ESI) und hat Drehbücher und Berichte verfasst, die u.a. zur EU-Türkei-Erklärung über Migration (2016) und zur Aufdeckung des „Kaviardiplomatie"-Korruptionsskandals im Europarat (2017) führten. Zu seinen Büchern zählen „Bulgarien" (1996), „Can Intervention Work?" mit Rory Stewart (2011), der Spiegel-Bestseller „Welche Grenzen brauchen wir?" (2020) und „Wir und die Flüchtlinge" (2022). Er lebt in Berlin.
Philipp Ther ist Professor für Geschichte Ostmitteleuropas am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien sowie Gründungsdirektor des Research Centers for the History of Transformations (RECET). Im Jahr 2019 erhielt er mit dem Wittgenstein-Preis die höchste Auszeichnung für Wissenschaftler*innen in Österreich. In den vergangenen zehn Jahren hat er eine Trilogie über die neoliberale Transformation nach 1989 mit folgenden Titeln verfasst: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa (2014, Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse); Das andere Ende der Geschichte. Über die Große Transformation (2019); die »Multographie« In den Stürmen der Transformation. Zwei Werften zwischen Sozialismus und EU (2022). Zu seinen weiteren Forschungsgebieten gehört die Geschichte des Nationalismus (Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im Europa des 20. Jahrhunderts; 2011), von Flucht und Vertreibungen (Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa, 2017) und zur Aufhellung die Kultur- und Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts (Center Stage: Operatic Culture and Nation Building in 19th Century Central Europe, 2014). Seine Bücher wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt.