Der Große Exodus: Über (Un-)Freiheit in Putins Russland

Was passiert mit der russischen Gesellschaft? Wie reagieren die Menschen in Russland auf den Krieg gegen die Ukraine? Um diese Frage gibt es hitzige Diskussionen, u.a. in den sozialen Netzwerken. Es wird um die Daten sozialer Umfragen gestritten, die nicht nur von kremlfreundlichen, sondern auch von unabhängigen soziologischen Diensten kommen.  Wie hoch ist die wirkliche Unterstützung für Putins Krieg vor dem Hintergrund der eingeführten   Zensur, die schon das Wort "Krieg“ verbietet, den Zugang zu alternativen Informationsquellen blockiert und repressive Gesetze einführt? Eines ist offensichtlich: der Blitzkrieg hat nicht funktioniert, der Krieg ist in seine lange Phase eingetreten. Wird dies die Angst verstärken, weil die Staatsmacht immer mehr auf Repressionen zurückgreifen wird, um jeden Protest zu unterdrücken? Werden depressive Stimmungen und Unzufriedenheit zunehmen? Wird der seit Kriegsbeginn laufende Exodus liberal gesinnter Russen weitergehen?

 

Dr. Irina Scherbakowa, geb. in Moskau, ist Historikerin, die bis 1987 als Germanistin und Übersetzerin deutscher Belletristik tätig war. Ab Ende der 70-er Jahre sammelte sie Tonbandaufzeichnungen der Erinnerungen von Opfer des Stalinismus. Ab 1999 ist sie Vorstandsmitglied und Leiterin der Bildungsprogramme der Gesellschaft „Memorial“. Scherbakowa ist Autorin von drei Büchern: „Nur ein Wunder konnte uns retten: Leben und Überleben unter Stalins Terror“ (Campus 2000), „Zerrissene Erinnerung: Der Umgang mit Stalinismus und dem zweiten Weltkrieg im heutigen Russland“ (Wallstein 2010), „Die Hände meines Vaters: eine russische Familiengeschichte“ (Droemer & Knaur 2017). Scherbakowa ist Trägerin des Carl-von-Ossietzky-Preises (2014), der Goethe-Medaille (2017) und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst (2019).

Organisiert in Kooperation mit der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Refugee Outreach and Research Network im Rahmen des World Refugee Day 2022.

Back